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Unsere »Ahnen«


Die »Vier Botze«, die bereits in den 30er Jahren begonnen hatten, mit ihren Instrumenten und mehrstimmigem Gesang durch Kölns Straßen zu ziehen, erreichten nach dem Weltkrieg große Popularität über die Grenzen des Rheinlands hinaus. Waren sie zunächst noch echte Straßenmusikanten, so waren ihre besonderen Qualitäten mit dem großen Aufstieg der Schallplattenindustrie und des Rundfunks besonders gefragt. Das »Auftrittslied« der Vier Botze haben wir Kallendresser und in leicht veränderter Fassung als »Mer sin sechs kölsche Junge« zu eigen gemacht. Das kann man sich hier auch anhören [1.251 KB] . Außer für etliche wunderschöne Lieder und Parodien sorgten zwei der Botze zudem auch noch für Nachwuchs, der bis heute die Kölsche »Szene« ganz entscheidend mitprägt:

Der unvergleichliche Komödiant und »Fletsch«-Spieler Hans Süper ist der Sohn vun d’r »Stump« und Tommy Engel, von dem auch eins seiner neuen Solo-Lieder in unserem Repertoire vorkommt, ist der Sohn vum »Rickes«. Ihren größten Erfolg hatten die Botze allerdings mit einem Lied, das nicht vollständig aus ihrer eigenen Feder stammt, sondern das sie vom heute in Vergessenheit geratenen Trio »De 3 Laachduve« übernommen und in einer eigenen Version bekannt gemacht haben. Will Herkenrath und Hermann Kläser waren die Urheber des Liedes von der »Kaygass Nr. 0«.

Sowohl Parodien als auch eigene Lieder waren das Metier des Willi Ostermann, der zahlreiche bis heute populäre Lieder schuf, deren Melodien er meistens einem befreundeten Musiker, z. B. seinem Schwager Emil Palm vorsang, der dann die Noten aufschreiben und das musikalische Arrangement erstellen mußte. Daß sich bei Ostermanns Liedern nicht nur die bekannten Schunkel-Refrains lohnen gespielt und gehört zu werden, versuchen wir mit einigen seiner schönsten Titel deutlich zu machen. Dazu gehört auch das selbstironische Lied »Dat fingk ich su schön vum Här Ostermann«, das unseres Wissens bisher als verschollen galt und womöglich durch uns zum ersten Mal seit Ostermann selbst wieder gesungen [673 KB] wurde.

Wer von kölscher Musik spricht und Ostermann genannt hat, denkt höchstwahrscheinlich umgehend als nächstes an Karl Berbuer, der mit seinen Liedern vor allen Dingen die unmittelbare Nachkriegszeit prägte. Der selbstverständlich gefragte »Schlager«, der im Karnevalsgeschäft dazu gehörte, war bei Berbuer stets immer noch mit einer gründlichen Portion Ironie und Witz versehen, so dass selbst seine gelegentlich vertonten Blödeleien nie ins Unerträgliche rutschten. Darüber hinaus aber hat er der Geschichte des Kölner Karnevalsliedes und dem kölschen Zitatenschatz so unvergängliche Beiträge wie »Heidewitzka, Herr Kapitän«, »Es dat dann nix, Marie?«, »Un et Arnöldche fleut«, »Agrippina, Agrippinensis« und etliche mehr hinzugefügt. Unter seinen unbekannteren Liedern mögen wir sehr gerne auch den »FC Schüttelfross« sowie »Herr Schofför«.

Das Texter-Komponisten-Gespann Jupp Schlösser und Gerhard Jussenhoven schlägt die zeitliche Brücke von den alten kölschen Stars zur Gegenwart. Als Gerhard Jussenhoven seinen 85. Geburtstag feierte, durften wir Kallendresser an einer Veranstaltung zu seinen Ehren teilnehmen, worüber wir uns natürlich sehr gefreut haben. Ein gesegnet hohes Alter war auch Jupp Schmitz beschieden, dessen charmantes »Leed vum Rääne« in unserer Auswahl der schönsten kölschen Leedcher nicht fehlen darf.

Wenn es heute noch Gruppen gibt, die derart von der kölschen Muse geküßt sind, dann muß man natürlich zuallererst die »Bläck Fööss« nennen. Wie viele Lieder haben sie nicht geschrieben, die dem Kölner aus der Seele sprechen. Daß man dabei nicht immer nur ausschließlich auf die ganz großen Schlager oder Karnevals-Hits hören sollte, hoffen wir in Erinnerung zu rufen. Es gibt eine ganz Reihe wunderbarer Fööss-Lieder, die man fast schon wieder vergessen hat, die aber musikalisch und textlich so schön sind, daß sie ja nun doch irgendeiner noch mal spielen sollte, oder?

Das besondere Bläck Fööss-Video:

Das Ausscheiden von Tommy Engel bei den »Fööss« war für manchen Fan sicher Grund zur Trauer – doch wahrscheinlich wären dann einige Lieder nicht entstanden oder veröffentlicht worden, die wir dem Trio L.S.E. und seiner hervorragenden Band oder Tommys neuestem Solo-Projekt verdanken. Und so ist das Erbe der »Vier Botze« wohl auch heute noch gut angelegt.